A-Z der BSV-Fußballer

Die Ereignisse der letzten Tage ließen berechtigte Sorgen aufkommen, was die Konkurrenzfähigkeit des Bovender SV in der Saison 14/15 betrifft. Trainerwechsel, mögliche Abgänge und ein kleiner Kader machen konkrete Planungen schwierig. Damit wir trotz allem ein harmonierendes, sportlich kompetentes Team aufstellen können, sei an dieser Stelle die Werbetrommel gerührt. Was Neuzugänge bei uns erwarten können, verdeutlicht das nachfolgende, wie immer nicht ganz ernstzunehmende „A bis Z des BSV“

A – usblick vom Balkon:
Warum in die Ferne schweifen, wenn unser Sporthaus-Balkon einen Blick auf satte 5 Sportplätze ermöglicht: Beton-, Gummi-, Rasen-, Kunstrasen- und Kleinfeldrasenplatz. Mehr geht kaum. Und wenn man im angrenzenden Vereinslokal ausreichend Getränke konsumiert hat, wirkt der Ausblick gleich noch viel schöner.

B – älle holen:
Bei uns wird jüngeren Spielern die Kompetenz zugesprochen, zuverlässig für Nachschub an Bällen zu sorgen. Dies bietet beidseitige Vorteile: Die Ü30-jährigen haben endlich mal Grund zur Freude, wenn sie wieder ein Jahr älter werden und die jüngeren Neuzugänge werden besonders herzlich willkommen geheißen.

C - asting:
Potentielle Neuzugänge dürfen an einem lustigen Casting teilnehmen. Jeder, der es schafft, von Benseler getunnelt, von Vollbrecht abgegrätscht, gegen Enrico Weiß fünf Kopfballduelle in Folge zu verlieren und dennoch ruhig und gelassen weiter spielt, hat das Ziel erreicht: Er darf bei uns bleiben.

D – irekte Rückmeldung:
Keine pädagogische Kritik à la „Ich habe Deine Versuche, den Ball zu stoppen, wohlwollend zur Kenntnis genommen und zolle Dir dafür Respekt. Allerdings würde ich mich stark freuen, wenn es Dir gelänge, im Anschluss an die Ballannahme nicht umgehend zum Gegner zu passen.“ Es wird Klartext gesprochen: „Scheiß Pass“, „Mensch, konzentrier dich“, „Hör endlich auf zu grätschen!“ – da hat der Tag Struktur.

E – ilantrag
Sollte es mit dem Vereinswechsel innerhalb der Wechselfrist knapp werden, sorgen überaus tatkräftige Helfer für optimales Zeitmanagement. Abteilungsleiter Wolfgang Hungerland fährt dann auch schon mal direkt nach Barsinghausen oder fordert Teammanager Volker Trümper auf, mit einem seiner kultigen OPEL-Oldtimer selbiges zu tun. Allerdings nur bei „wichtigen“ Spielern. Andere dürfen mit dem Hinweis „sind doch nur 130km pro Strecke“ selber fahren. Aber keine Sorge, bei uns sind ALLE wichtig.

F – iele Fehler
Darf man sich natürlich erlauben. Selbst Rechtschreibfehler sind zulässig und werden sogar online publiziert. Alles ganz easy.

G – igahertz
Eine Computertaktung, von der man im Online-Office bei Platzwart Pero Dugonjic noch nichts gehört hat. Das Behelfsbüro, in dem vor Spielbeginn die Mannschaftsaufstellungen eingegeben werden müssen, punktet dank gemütlicher Geschwindigkeit und verschafft Ablenkung vom hektischen Arbeitsalltag. Nostalgische Erinnerungen werden wach, als der Abteilungsleiter die Spielberichte nur per Brieftaubenpost verschicken musste.

H – Jugend
Gibt es wie in allen anderen Vereinen nicht – bei der G-Jugend ist altersmäßig Schluss, obwohl wir auch schon Anfragen der Kategorie „mein Sohn ist 8 Monate alt und fragt schon jeden Tag nach, wann er endlich Fußball spielen kann“ hatten. Meine Antwort: „Sagen Sie ihm bitte, dass er aufgrund entwicklungstechnischer Benachteiligung dem diffizilen Anforderungsprofil eines Jugendfußballers noch nicht entsprechen kann. Sollte er diese Erklärung inhaltlich verstehen, darf er gerne direkt in der A-Jugend einsteigen. Ansonsten bitte in 5 Jahren noch einmal melden!“

I – dentifikation
Es gibt etliche Identifikationsmerkmale, die ein waschechter BSVer aufzuweisen hat. Den „Löwen im Herzen“, die geklauten gelb-schwarzen Stutzen aus dem Trikotkoffer im Kleiderschrank und den Antrag zum jährlichen Vereinswechsel bereits in der Tasche.

J – ubel
Legendär sind die HUMBA-Einlagen, die wir mit der Mannschaft nach erfolgreichen Spielen gerne zelebrieren. Angetrieben von einem bis zur Heiserkeit engagierten Timo Hichert, heizen wir die Stimmung unter den 7 Fans an, bis die Party in einer wilden Schubserei endet. Wer dies ebenfalls erleben möchte, sollte sich als 8. Fan anmelden.

K – ürzinger
Das R+R Team ist nicht nur Sponsor unseres Teams, sondern pflastert auch äußerst fachkundig Gehwege oder Straßen vor der eigenen Haustür. Für die zahlreichen wunderhübschen Kreisel in „Kreisel-City“ Bovenden zeichnen sich die Straßenbauer ebenfalls mitverantwortlich. Für den Kunstrasenbau wollten wir sie dennoch nicht beauftragen: Spiele auf Teer-Belag sind im Kreise Göttingen leider noch nicht zulässig.

L – uca und Mathis
Wir sind der einzige Verein Deutschlands, bei dem zwei Gleitze-Brüder spielen. Behaupte ich einfach mal so. Sollte jemand das Gegenteil beweisen können, winkt ein Freigetränk auf Kosten des Brüderpaares. Behaupte ich ebenfalls einfach mal so.

M – itfahrzentrale
Spieler mit Wohnort Göttingen brauchen nicht befürchten, mit dem Fahrrad zum Training fahren zu müssen. Der Einrichtung der WhatsApp-Gruppe „Mitfahrzentrale“ sei Dank. Dort werden routiniert diverse Fahrgemeinschaften organisiert. Im Regelfall fragt Mathis Gleitze ca. 7 Stunde vor Training „fährt wer?“, woraufhin prompt 5 Stunden später die schnelle Reaktion von Vollbrecht kommt: „Nein.“ Cemil Onal antwortet: „Kann ich mitfahren?“ Wenn es dann ganz knapp wird, meldet sich Benseler: „Ich fahre, 18.30 Uhr Container.“ Und am Sportplatz herrscht letztlich Parkplatznot, weil alle selbst gefahren sind.

N – ichts entgeht...
unserem Abteilungsleiter und Statistiker Wolfgang Hungerland. Wer immer sich fragte, wie viele Spielminuten er in den letzten 756 Tagen absolvierte, wie häufig er in der 2. Mannschaft aushalf und wie der aktuelle Stand auf dem Gelbe-Karten-Konto lautet, dem kann Wolfgang binnen weniger Mausklicks aushelfen. Gelobt sei die Tabellenkalkulation „Excel“, die wahrscheinlich extra für ihn erfunden wurde. Selbst Einladungen zu Versammlungen werden mit diesem Multifunktionsprogramm geschrieben. Gerüchten zufolge kochen auch die Frühstückseier im Hause Hungerland ausschließlich mit Excel. Ich schreibe ihm gleich eine Mail mit „Word“, dass ich die Dateien nicht öffnen kann.

O –nal
Cemil Onal ist anerkannter, respektierter und gefürchteter Mannschaftskassenwart. Die Panik in der Kabine steigt rapide an, sobald der BWL-Student sein Notizbuch zückt und offene Beiträge verliest. Auch Drohungen an säumige Zahler („Ich schicke meine Familie vorbei.“) sind keine Seltenheit. Ihm entgeht nichts: „Franky, du musst noch 1,35€ bezahlen – einmal nicht ausgelaufen, einen halben Schienbeinschoner vergessen.“ Und noch bevor Franky „Häh, was ist los?“ antworten konnte, hat er seine Brieftasche bereits gezückt und artig gezahlt. Nur Albert Saciri traut sich, standhaft zu bleiben: „Da mache ich nicht mit.“

P – rämien
Auch wenn es niemand glauben mag, ganz ehrlich: Die meisten „Millionäre“ des BSV erhalten keine regelmäßigen Zahlungen für das Fußballspielen. Es gibt Prämien für Siege, so dass man sich mal ein Paar Fußballschuhe leisten kann. Wir spielen also tatsächlich beim BSV, weil es hier Spaß macht. Darauf verwette ich glatt meine fünfstellige monatliche Aufwandsentschädigung.

Q – ual der Wahl
...hat unser Trainer aktuell nicht, wenn es darum geht, die Mannschaft aufzustellen. Der Kader ist relativ klein, was für mögliche Neuzugänge bedeutet, dass die Chancen auf Einsatzzeiten ziemlich hoch sind. Vorausgesetzt, Familie Saciri wechselt nicht wieder zurück an den Südring.

R – ichtig lange Laufstrecken
In der Saisonvorbereitung bietet auch die Bovender Landschaft schöne Laufstrecken, die es zu erkunden gilt. Als besonders beliebt hat sich in der Vergangenheit der Weg über den Osterberg nach Eddigehausen erwiesen. Es werden mittlerweile schon Wetten abgeschlossen, welcher Spieler beim Passieren des düngefreudigen Landwirts am Ortsausgang, als Erstes Kommentare zur plötzlichen Luftveränderung absondert. „Boah, wie stinkt das denn hier?“ / „Jetzt bin ich endlich wach.“ / „Mach bitte den Mund zu!“ – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

S – aciri
In der letzten Saison kamen wir mit der personenbezogenen Zuordnung beim hohen Saciri-Anteil im Team häufig durcheinander. Bei einem Training säumten gleich 5 Mitglieder der bekannten und talentierten Fußballerfamilie das Spielfeld. Von diesem Quintett ist nur noch Albert übrig geblieben, der als „Fels in der Brandung“ die Saciri-Fahne hochhält. Nicht nur wegen der spaßigen Auswärtsfahrten mit ihm, ist Alberto unverzichtbarer Bestandteil der Mannschaft geworden. Auch wenn er bei vielen Dingen „nicht mitmacht“ – alleine seine anerkennenden Worte gegenüber dem Autor („Uhh, Cristiano“) rechtfertigen jegliche Lobeshymnen. Er selbst will bisweilen „Diego“ genannt werden. Alles klar, Diggah!

T – rainingsbeteiligung
Immer super. Habe ich schon erwähnt, dass die Trainingslehre des FC Barcelona „4 gegen 4“ für die beste Spielform hält? Daran halten wir uns.

U – nterhaltungswert
Als Verein, der komischerweise stark polarisiert (warum eigentlich?), können wir uns über erhöhte Aufmerksamkeit nicht beklagen. Ob ein zwischenzeitlicher Rücktritt von Sebastian Gundelach, diverse Trainerwechsel, Spekulationen über mögliche Neuzugänge oder Spielberichte in den Online-Medien: Der BSV ist präsent und wird auch von der lokalen Prominenz regelmäßig gewürdigt, wie die Facebook-Likes beweisen. Zudem erfreuen wir uns über Rabatt in der Pizzeria „La Romantica“ und über griechisches Essen beim Restaurant „Olympia“. Nur ein namentlich nicht genannter Bockwurst-Erhitzer schwimmt nicht auf der Sympathiewelle mit. Auf die Frage eines muslimischen Mitspielers, ob in der Bockwurst „Schweinefleisch“ enthalten sei, antwortete er: „Ey glaubst du, ich packe da ein Lamm in den Topf?“

V – olker
So heißt nicht nur unser Teammanager, sondern auch der größte BSV-Fan aller Zeiten. „Volker D.*“ kontaktiert jeden Spieler regelmäßig telefonisch, fragt nach dessen aktuellem Aufenthaltsort  („Wo biste“), wünscht uns eine angenehme Nachtruhe („Penne gut“) und feiert Siege in angemessener Form („Supi“). Unser Leben wäre um einige Stories ärmer (und um einige Zeitstunden reicher), wenn es Volker D. nicht gäbe.
*Name geändert

W – ieder mal gescheitert
...am Aufstieg oder am Gewinn des Bovender Hallenfußballturniers. So lautet das Resümee der letzten Spielzeiten. Aber wir lassen uns die Motivation nicht nehmen und arbeiten weiter am großen Wurf. Natürlich mit gebotener Bescheidenheit: „Wir sind froh, dabei sein zu dürfen“ oder „Erstmal wollen wir nur Spaß haben...“ waren die ausgegebenen Ziele vor Beginn der aktuellen Saison. War doch so, oder?

X – förmig
...ist die Grillzange, sofern sie von Grilltitan Günther Götz bei Heimspielen zum Einsatz gebracht wird. Der langjährige Holzkohlen-König ist Verfechter guter Brutzelttradition, nach der eine echte Stadionwurst ohne rauchig-schwarze Krebs-Unterstützungs-Aromen nur etwas für Weicheier oder Elektrogriller ist.

Y – ou’ll never walk alone
Wird bei uns vor den Spielen nicht intoniert, allerdings nur aufgrund besserer Alternativen. So avancierte das offizielle Bovender Vereinslied mit herzergreifenden Lyrics wie „Beeee-Esss-Vauuu – ein gaaaanzes Leben laaang...“ zur absoluten Kulthymne und hat den langweiligen Gassenhauer „You’ll never walk alone“ endgültig von der Playlist verbannt.

Z – eitung
Der „BSV-Stadionkicker“, ein kostenlos verteiltes Programmheft zu jedem Heimspiel, erlebte seinen dritten Geburtstag nicht mehr. Die aktuelle Berichterstattung verlagerte sich ins Internet, was für uns im Gegensatz zur Kanzlerin kein „Neuland“ mehr bedeutet. Auch Pressesprecher Trümper ist mit ganzem Herzen und vielen Handys für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Vertreter der ansässigen lokalen Medien berichteten bereits ganz begeistert von ausführlichen, detailverliebten Schilderungen Trümpers, mit denen der komplette Sportteil gefüllt werden könne. Doch es gibt tatsächlich noch andere Vereine – sowie Handyakkus, die irgendwann bei 0% Leistung angelangt sind.