"Wer den Pfennig nicht ehrt..." oder: "1,10 € pro Zuschauer für die Jugendarbeit sind genug!". Der gezahlte Eintrittspreis beim Flecken-Cup regt unseren Abteilungsleiter Fußball zum Nachdenken an. Viel Spaß beim Lesen:
Die Förderung jugendlicher Fußballer verlangt nicht nur der eigenen Persönlichkeit viel ab. Neben der Integration vieler unterschiedlicher Charaktere in ein funktionierendes Gesamtgefüge, das im Optimalfall zu einer harmonischen Mannschaft reift, müssen vor allem die organisatorischen Rahmenbedingungen gegeben sein. Um diese Grundlagen zu schaffen, sind Gespräche mit Trainern und Betreuern zu führen, Eltern wollen in Entscheidungen über die Einteilung ihrer Kinder mit einbezogen sein, die Mannschaften sind mit Trikots und Trainingsanzügen auszustatten, der Trainingsplan ist auf die verfügbaren Kapazitäten abzustimmen und letztlich verlangen die internen Beschlüsse der Fußballabteilung auch eine entsprechende Rücksprache mit dem Vorstand, bzw. die Einbindung in den gesamten Verein.
Für diese spannenden, interessanten, oftmals aber auch stressigen Aufgaben, finden sich in der heutigen Zeit immer weniger Helfer, die dauerhaft an der Vereinsarbeit mitarbeiten wollen. Ein typischer Dialog, wie er während der Sommerpause in etlichen Vereinen des Landkreises zu vernehmen ist: „Du, wir suchen für die kommende Saison noch einen Trainer für die neue F-Jugend. Du hast doch selbst mal Fußball gespielt und bist ohnehin jeden Tag als Zuschauer auf dem Sportplatz. Wäre das nicht eine schöne Herausforderung für Dich?“ - „Puh, das klingt nicht schlecht, ich helfe immer gerne....aber nicht verpflichtend. Du darfst mich aber gerne anrufen, wenn mal etwas zu tun ist.“ Helfer, die „irgendwie“ oder „irgendwann“ „mal“ „was machen“ „würden“, gäbe es in jedem Verein zuhauf. Doch so nett derlei Offerten auch sind, für die zuverlässige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bieten sie nur geringen Mehrwert. Denn Verlässlichkeit ist das zentrale Argument, mit dem Eltern die Anmeldung ihrer Kinder in einem Sportverein rechtfertigen. „Ich zahle 7,00 € im Monat, dafür muss mein Kind zweimal wöchentlich jeweils für 120 Minuten betreut sein.“ Das daraus formulierte Anspruchsdenken bringt jeden Verein an die Grenze seiner Kapazitäten, wenn auf der anderen Seite die Zahl derer, die größtenteils ohne Entlohnung pädagogische Basisarbeit leisten, zusehends sinkt.
Diese Bestandsaufnahme soll kein weinerliches Klagelied sein, schließlich macht die Vereinsarbeit auch Spaß - man gewinnt Freunde und kann aktiv an der Entwicklung der betreuten Zielgruppe mitwirken. Dennoch möchte man lieber nicht die Stunden aufrechnen, die in frustrierenden Auseinandersetzungen mit uneinsichtigen Gesprächspartnern verloren gingen oder in endlosen Sitzungen zur Planung der in Kürze beginnenden Saison verstrichen. Im Falle des Bovender Sportvereins und der SG Lenglern musste jüngst die mittelfristige Konzeption der Jugendarbeit überarbeitet werden. Als Reaktion auf den demographischen Wandel beabsichtigten wir die Zusammenlegung beider Jugendfußballsparten, um in jeder Altersklasse bis zu den C-Junioren wenigstens zwei Teams zum Spielbetrieb melden zu können. Eine Mannschaft sollte dabei jeweils den leistungsorientierten Spielern vorbehalten sein, während der Breitensportgedanke primär in den zweiten Mannschaft zum Tragen hätte kommen sollen. Die Kommunikation dieses neuen Modells erforderte Sensibilität im Umgang mit differierenden Auffassungen vieler Eltern, eine enge Zusammenarbeit der Jugendleiter Torsten David (SG Lenglern) und Marcus Büttner (Bovender SV) sowie stets abrufbereite Abteilungsleiter, die in zahlreichen Eltern- und Trainergesprächen um die gemeinsame Idee warben.
Als Startsignal zur intensivierten Kooperation sollte das Testspiel der Seniorenteams um den „Flecken-Cup“ dienen. Im Vorfeld wurde bereits das neue Eintrittspreismodell kommuniziert, nach dem jeder Besucher seinen Eintrittspreis frei wählen und als Spende an die JSG Plesse (so der Name der Bovender-Lenglerner-Harster-Spielgemeinschaft) entrichten durfte. Diese Idee beruhte auf Erkenntnissen aktueller sozialwissenschaftlicher Studien, die belegen, dass die Bereitschaft zur Unterstützung sozialer Belange steige, je lokaler und näher das entsprechende Projekt verortet sei. Demnach würde eine staatlich verordnete Sonderabgabe zur Förderung von Jugendspielgemeinschaften auf große Ablehnung stoßen, während die freiwillige Spende für ein konkretes Vorhaben - in diesem Fall die Etablierung der JSG Plesse - positive Resonanz zu erwarten hätte.
140 Zuschauer verfolgten das Spiel zwischen dem Kreis- und Bezirksligisten und zahlten insgesamt 154 € Eintritt, also durchschnittlich 1,10 € pro Person. Einige Besucher spendeten 5 €, viele andere wiederum gar nichts.
Die Bewertung dieses Ergebnisses möchte ich jedem Leser selbst überlassen. Für die künftige Arbeit in den Vereinen werden wir die entsprechenden Rückschlüsse ziehen.
Daniel Volbrecht