Bei den Bovender C-Jugendlichen ist sie bereits berühmt und fast ebenso berüchtigt: die legendäre Taktiktafel von Coach Marijan Petkovic. Mit diversen Kringeln, Kreuzen und wirren Linien visualisiert „Petko“ seinem Team, welche Laufwege in bestimmten Spielfeldregionen zu absolvieren sind und wie der gegnerische Spielaufbau anzulaufen ist. Die kreative Auslegung der abstrakten Fußballkunst ist dem Vorstellungsvermögen des einzelnen Spielers vorbehalten, doch die von Petko ausgegebene Taktik beim gestrigen Gewinn des Flecken-Cups erinnerte frappierend an die Arbeit seines Bruders, der parallel zur sportlichen Dramatik vor der Halle seelenruhig seine Pizzafladen belegte: zunächst eine grundsolide Basis legen, dann das Areal scheibchenweise beackern und in den entscheidenden Momenten je nach individuellem Geschmack das gewisse Etwas obendrauf setzen - fertig ist die Pizza Adrenalina, bzw. die pure Dramatik, die den erneuten Pokalgewinn des BSV kennzeichnete.
Im Spiel gegen den starken SC Hainberg wäre die Mission Titelverteidigung um Haaresbreite bereits vorbei gewesen. Mit etwas Glück rettete man das Unentschieden über die Zeit und machte damit den Einzug ins Halbfinale perfekt. Danach galt es zunächst mentale Basisarbeit zu leisten. Keeper Julian „JayTee“ Theilen, der sich beim Agieren auf der Linie nicht nur regelmäßig den Kopf an der Latte prellt, sondern auch im Stile eines mutierten Okktopusses die Schüsse krakenartig entschärft, stand bei T(h)eilen des Publikums (*Brüller) in der Kritik: Sein Spielaufbau sei zu langsam, zudem habe er den Platz zu eigenen Offensivvorstößen nicht adäquat genutzt. Die daraus resultierenden Selbstzweifel Julians wurden mit vereinten psychologischen Kräften insReich der 4. Kreisklasse verbannt, also in nicht existente Dimensionen. Das Geschäftsstellen-Team um Verena Gieße und Silke Lüdecke versicherte Julian, seine „größten Fans“ zu sein, der Abteilungsleiter blickte auf das vorherige Jahr zurück, als JT nach einem suboptimalen Spiel gegen Türkgücü ebenfalls die Grenze der Belastbarkeit erreicht hatte, doch ganz souverän den Weg zurück ins fußballerische Leben fand. Das gesamte Team redete seinen Torwart stark, mit einem beeindruckenden Ergebnis: im Halbfinale gegen Göttingen 05 hielt unser 2,15m Keeper mehrfach glänzend gegen freistehende Angreifer, so dass Kapitän Luca Gleitze nach der Siegerehrung fachkundig räsonierte: „Du warst wirklich super, Julian. Ok, im Spielaufbau vielleicht nicht so, aber ansonsten super. Gut, deine Schüsse waren auch nicht toll, aber davon abgesehen, wow.“
Mehr Lob ging nun wirklich nicht, da konnte nur Nima Eslami noch eine verbale Schippe „drauf“ legen: „Helge Kaden ist eine Wuselmaus und Gerbi Kaplan eine kurdische Dampflok“, identifizierte er zwei weitere spielbestimmende Figuren beim BSV emotionalisierend korrekt. Auch neutrale Zuschauer erkannten die spielerische Raffinesse an, mit der die emsigen Bovender bisweilen sehenswerte Spielzüge auf das Parkett zauberten. Dennoch mussten einige brenzlige Situationen überstanden werden, in denen wir ratlos wirkten, wie Petko ohne Edding oder sein Bruder ohne Salami: nach zwischenzeitlichen Rückständen gegen 05 und gegen den FC Grone half zunächst nur die Brechstange, wie ein 36-Meter Tor von Helge oder ein Gewaltschuss der kurdischen Dampflok.
Die Bemühungen blieben nicht folgenlos, denn auch auf der Tribüne erwachte das Publikum und die erfreulich zahlreichen Bovender Unterstützer legten ihre Zurückhaltung ab. Frenetisch bejubelten sie die Bovender Aufholjagd in beiden Finalspielen - oder um es in Lucas Worten zu sagen: „Ok, vielleicht nicht frenetisch, aber es war schon ziemlich gut. Ein bisschen zu leise sicher, aber ansonsten durchaus toll. Bis auf die vielen Ruhephasen.“
Als Highlight stach wie schon im vergangenen Jahr ein 9m-Schießen heraus. Damals hielt Julian im Finale alle drei Strafstöße gegen den SCW Göttingen. Dieses Mal reichte ein verschossener Neunmeter des Gegners bei maximaler Treffsicherheit der Bovender Kaplan, Coskun und Gieße, um das Finale gegen den bis dato bärenstarken FC Grone perfekt zu machen. Die letzten 15 (20) Minuten des Turniers zählten mit zum Besten, was man diesen Winter in der Halle sehen wird. Hussein Noureddine bekam davon dank Ibu1000-Betäubung zwar nur rudimentäre Fragmente mit, aber dennoch wird er dank Videoaufzeichnungen rückblickend die erneut beeindruckende Aufholjagd goutieren, die den BSV in die Verlängerung brachte. Dort wuselte Helge Kaden zwei Bälle über des Gegners Torlinie und sorgte damit für Luftsprünge bei unseren verletzten Spielern, die auf der Tribüne mitfieberten. Laurens Kreißig zog sich dabei fast erneut einen Kreuzbandriss zu und Nima Eslami verabschiedete sich nach Ertönen der Schlusssirene mit Stimmbandentzündung gen Heimat („Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker.“). Es haben gestern wirklich alle Beteiligten das Maximale für den Verein gegeben. Vielen Dank dafür, ich bin stolz auf Euch.
Ganz herzlichen Dank auch an dieser Stelle an alle fleißigen Helfer, den beteiligten Mannschaften und den Zuschauern für Euren Anteil an diesem Turnier.
Einen Bonuspunkt erwarb sich Interimstrainer Petkovic beim nächtlichen McDonalds Besuch. Als sich nach längerer Wartezeit die Temperatur der gemeinsam georderten 20er Box Chicken Mc Nuggets mangels verfügbarer Soßen bedenklich den Außentemperaturen anzupassen drohte, reklamierte er erfolgreich beim gestressten Mitarbeiter: „Kollege, machst Du mal 6er Box als Entschädigung bitte“, woraufhin dieser ganz selbstverständlich eine 12er Box auf den Tisch stellte. Blindes Verständnis, ganz ohne interessante Kringel- und Linienführung.