Am vergangenen Wochenende freuten sich viele Tischtennisfreunde und die beteiligten Spieler auf eine Neuauflage des Derbies zwischen dem BSV und der SGL. Dieses brisante Duell hatte es einige Jahre nicht gegeben, da sich die Mannschaften bezogen auf die Ligenzugehörigkeit aus dem Weg gegangen waren.
Etwas kurios ist die Saisonentwicklung unserer Nachbarn aus Lenglern: bis vor wenigen Wochen war man mit drei Minuspunkten noch auf Tuchfühlung mit dem Bovender SV. In der Folge hatte das Team um Manager Dieter Patt allerdings massiv an Boden verloren, als man krankheits- und verletzungsbedingt mit Ersatzgestellung antreten musste und wichtige Punkte liegen ließ. Dennoch war unsere Truppe gewarnt, zumal ja die alte Sportlerweisheit, dass Derbies sich nicht den Gesetzen „normaler“ Begegnungen unterwerfen, bekanntermaßen keine Floskel ist.
In diesem Sinne füllte sich die Halle am frühen Abend auch zusehends mit zahlreichen Zuschauern beider Lager. Da sich viele Anwesende seit Jahrzehnten bekannt sind, fiel der Begrüßungs-Smalltalk entsprechend freundlich aus. Auch zwischen den Spielern waren keinerlei Nickligkeiten zu erwarten – man versteht sich durchaus und mitunter wird sogar mal beim bzw. mit dem „Feind“ trainiert. Besonders die beiden Ex-Lenglerner Steffen und Daniel freuten sich über das Wiedersehen mit ehemaligen Weggefährten.
Allzu fraternisierend soll dieser Bericht aber nicht gestaltet werden – es erklärt sich wohl von selbst, dass alle zwölf Akteure das vielzitierte Messer zwischen den Zähnen hatten und den Triumph für ihr Team mit allen erlaubten Mitteln erringen wollten. Mit Beginn der Doppel wurde es also still im Saal.
Den besseren Start ins Derby erwischte der BSV, der zwei Doppel holte und im Anschluss ebenfalls zweifach siegte im oberen Paarkreuz. Dies wurde etwas begünstigt durch die Tatsache, dass Lenglerns Nummer 2, Niklas Meding, nicht ganz fit war. Interessant zu sehen war für alle Anwesenden das wirklich ungewöhnliche Noppenspiel des neuen Lenglerner Spitzenspielers Chrissi Hahn, der unseren „Dr. Ballgefühl“ Nils Hollung phasenweise durchaus gefährden, glücklicherweise aber nicht besiegen konnte - Zwischenstand: 4:1
Auch auf den Positionen 3 und 4 konnte der kleine Vorsprung gehalten werden. Je einen Sieg konnten die Kontrahenten erringen – Mykola Bezkorovaynyy hielt nervenstark Lenglerns ewigen Capitano Karsten Henkel nieder, während Frank Fischers größte Waffe, seine Dropkick-Vorhand, aktuell scheinbar Ladehemmung hat. Aus diesem Grund musste er einer weiteren Göttinger Tischtennislegende bei den Gästen, Stephan Keitel, zum verdienten Sieg gratulieren. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, dass auch unsere Nummer vier wieder zuschlägt - die kleine Formkrise soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass er per se zu den spielstärksten Akteuren in der Mitte der Liga gehört.
Den Abschluss des ersten Einzeldurchgangs bildeten die Partien im unteren Paarkreuz. Diese standen sinnbildlich für die Erklärung der herausragenden Hinrunde des BSV – man ist einfach in allen Mannschaftsteilen überdurchschnittlich aufgestellt und fällt paarkreuzabwärts nur unwesentlich ab. Zwar wehrte sich Lenglerns Mike Dietrich mit allen Kräften und tollen Ballaktionen in Serie gegen die Durchschlagskraft Steffen Neumanns, musste aber am Ende doch dessen Überlegenheit anerkennen. Im Anschluss konnte man bestaunen, in welch toller Form sich gegenwärtig unser Capitano Christian Wenzel befindet. Sein Spiel war vom gewöhnlich überaus ballsicheren René Knabe nicht ansatzweise auszurechnen und perfekt ausgewogen in seiner Qualität bei Defensivaktionen und eigenen Attacken.
(Randnotiz: auch große Lyrik, interpretiert im wutschnaubenden Stil der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft, trägt der „Wenzler“ mittlerweile vor Heimspielbeginn so vor, dass der Gegner regelmäßig, anscheinend sichtlich beeindruckt, fahrig ins Spiel geht. Alternativ erhört unter Umständen auch der Schutzpatron selbst unseren flehenden Schrei, dies sei noch als „Insider“ beigefügt. Ein lieber Gruß geht an dieser Stelle an Malte Bährens, der in Hinblick auf Bovender Begrüßungszeremonien immer noch unbestritten die Referenz darstellt.)
Sorgenfalten bei den Gästen und Erleichterung im Lager des Spitzenreiters waren zu beobachten, als sich der BSV nach kurzer Spieldauer einen überraschend deutlichen Zwischenstand von 7:2 erspielte. Folgerichtig kam auch das Ende schneller als erwartet. Das obere Paarkreuz zeigte, dass es insbesondere in wichtigen Spielen überaus verlässlich auftritt.
Zuerst ließ sich Daniel Argut nur einen Satz lang von den Flatterbällen Hahns (für Nicht-Aktive im Tischtennis: eine scheinbar instabile Flugbahn von mit langen Noppenbelägen gespielten Bällen) irritieren und konnte das Match danach mit fehlerarmen und präzisen Angriffen für sich entscheiden.
Nils Hollung war, auch etwas begünstigt durch Medings Verfassung, zu diesem Zeitpunkt bereits wieder im Zuschauerbereich, sodass der letzte gewonnene Punkt der Nummer eins das starke 9:2 für den BSV im Derby sicher stellte. Für Groll sorgte der BSV-Sieg ob seiner Deutlichkeit wohl sogar beim Gegner nicht nachhaltig. Grassierende Gerüchte besagen, dass einzelne Gastakteure noch zu nächtlicher Stunde innerhalb vielfrequentierter Bovender Gemäuer gesichtet wurden.
Die tolle Leistung unserer Jungs führte nicht nur zum umjubelten Derbysieg im Fleckenduell, sie sicherte auch die vorzeitige Herbstmeisterschaft und die weiterhin bestehende weiße Weste mit gegenwärtig null Verlustpunkten. Diese soll möglichst auch am kommenden Samstag verteidigt werden, wenn sich zu ungewohnter Zeit um 19:30 Uhr der Gast aus Geismar am Südring vorstellt. Sollte man auch diesen spielstarken Gegner aus der Nachbarschaft besiegen, kann man auf eine makellose Halbserie zurückblicken, die es in dieser Form in der Landesliga sicher selten gegeben hat.
Wir freuen uns auf Euer Kommen und hoffen einmal mehr, dass Ihr uns helft, die sensationelle Hinrunde mit einem weiteren sportlichen Ausrufezeichen zu beenden.
Danke an alle Freunde des BSV!
Eure Erste